Der Beginn eines neuen Jahres ist immer eine gute Gelegenheit, die vergangenen 365 Tage Revue passieren zu lassen und zu analysieren, welche Entwicklungen und Herausforderungen sich nachhaltig auf die Industrie auswirken. Daher werfen wir in diesem Beitrag einen Blick auf die Faktoren, die im Jahr 2023 deutliche Spuren in der Verpackungsbranche hinterlassen haben, sowie auf die Aussichten und Chancen, die sich für das Jahr 2024 abzeichnen.
2023 war im Wesentlichen von drei externen Faktoren geprägt, die unsere Branche maßgeblich beeinflusst haben. Der erste Faktor waren die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die Veränderungen im Verhalten der Konsumenten sowie im Zusammenspiel in der gesamten Lieferkette. Viele Unternehmen hatten ihre Lager mit Karton ge- und sogar überfüllt, um sich eine kontinuierliche Versorgung zu sichern. Nach und nach wurde dieser Überhang an Kartons aber wieder abgebaut, sodass die Bestände mittlerweile wieder auf Normalniveau sein sollten.
Faktor Nummer zwei war die hohe Inflation, die sich spürbar auf das Kaufverhalten der Konsumenten ausgewirkt hat. Aktionsware und hochpreisige Produkte blieben oft liegen – Sparen war das Gebot der Stunde. Dies hatte seinerseits einen dämpfenden Einfluss auf das allgemeine Wirtschaftswachstum, gleichzeitig trieben steigende Zinsen die Finanzierungslast für die Industrie in die Höhe.
Faktor drei war und ist der Konflikt zwischen Handel und Marke. Als die Markenhersteller einen Teil der gestiegenen Kosten auf den Handel umlegen wollten, stießen sie auf massive Gegenwehr. Das Resultat: Hersteller wurden ausgelistet und deren Produkte im Regal durch Eigenmarken der Händler ersetzt. Da Hausmarken ebenso Verpackungen benötigen wie Markenprodukte, war dieser Konflikt zwar für WEIG weniger problematisch – trotzdem ist diese Entwicklung aus unserer Sicht nicht richtig. Denn für die Kunden heißt das, dass sie mit dem vorliebnehmen müssen, was in den Läden verfügbar ist – selbst, wenn sie sogar bereit sind, einen höheren Preis für das Markenprodukt zu bezahlen. Eine Bevormundung des Kunden von diesem Ausmaß kannte man bisher noch nicht.
Ein zusätzlicher – interner – Faktor für die WEIG-Gruppe war die Integration der Kartonfabrik Buchmann in Annweiler, durch die wir nun für unsere Kunden ein viel interessanterer Partner geworden sind. Denn damit verfügen wir über eine größere Produktpalette und – aufgrund der zwei Standorte – über mehr Produktionskapazität. Ein weiterer Vorteil der Existenz von zwei Werken: Fällt eines aus, kann das andere einspringen. Dies bietet zusätzliche Versorgungssicherheit und Wachstumsmöglichkeiten für unsere Kunden.
Was wird von diesen Entwicklungen im Jahr 2023 für die Zukunft fortdauern, insbesondere für uns als Unternehmen? Ganz sicher bleiben wird eine Strukturveränderung, die durch Konsolidierungsaktivitäten getrieben ist. Dies betrifft nicht nur uns, sondern auch weitere Akteure in der Verpackungsbranche, denn so wie Buchmann und WEIG verschmelzen auch andere Kartonanbieter – man denke an die Ankündigung von Smurfit Kappa und WestRock, miteinander fusionieren zu wollen. Ähnliches passiert auf Kundenseite. Aus dieser Marktbereinigung dürften Lieferanten und Kunden gleichermaßen gestärkt hervorgehen. Zudem wird der Fokus mehr auf der Deglobalisierung, sprich der regionalen Herstellung liegen. Das wiederum bedeutet kleinere Chargen – und somit tendenziell höhere Kosten für den Kunden, da Fixkosten wie Maschinenwartung, Lagerung und Verwaltung dann nur auf eine kleinere Menge umgelegt werden können. Die Herstellungskosten werden wohl nie wieder so niedrig sein wie bisher. Die Preise für das Produkt dadurch auch nicht.
Ebenso gekommen, um zu bleiben, ist das Thema „Nachhaltigkeit“. Mehr noch: Es gewinnt sogar weiter an Bedeutung. Zum einen geht der Trend weg von Einwegkunststoffverpackungen hin zu faserbasierten Varianten. Und eine solche Umstellung erwarten die Konsumenten auch von den Herstellern. Zum anderen erstreckt sich Nachhaltigkeit ebenso auf den sozialen Bereich, denn das Engagement für Umwelt, Mitarbeiter und Gesellschaft rückt immer mehr in den Mittelpunkt. Seit annähernd zehn Jahren drücken wir dies durch unseren Claim „driven by care“ aus. Ende 2023 sind wir sogar noch einen Schritt weiter gegangen und haben Nachhaltigkeit in einem neuen Verantwortungsbereich verankert: Neben dem kaufmännischen Bereich sowie der Produktion und Technik ist „Nachhaltige Marktorientierung“ nun eine dritte Säule unserer Geschäftsführung.
Zu guter Letzt ist auch das Thema „Überregulierung“ ein Trend, der uns leider weiterhin erhalten bleiben wird. Zwar ist man durchaus gewillt, Bürokratien abzubauen. De facto geht es jedoch im Moment genau in die entgegengesetzte Richtung. Statt eines Abbaus an Regulierungen ist eher ein Wachstum zu spüren. Das haben wir dieses Jahr mit diversen Verordnungen erlebt, zum Beispiel die EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (Packaging & Packaging Waste Regulation, PPWR), die EU-Verordnung zur Vermeidung von Entwaldung (Deforestation Regulation, EUDR) oder das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das sogar bis auf die Kleinunternehmen heruntergebrochen wird.
Freuen dürfen wir uns im Jahr 2024 auf neue und überraschende Verpackungslösungen aus faserbasierten Materialien, die die Erwartungen von Konsumenten, Handel und Marken an nachhaltige Packmittel übertreffen werden. Ebenso ist damit zu rechnen, dass der Trend weg von „Billig-Produkten“ hin zu haltbareren und solideren Erzeugnissen mit Mehrwerten geht, die zudem mehr und mehr nachhaltig verpackt sind.
Die Integration der Kartonfabrik Buchmann in Annweiler war ein bedeutender Meilenstein, um gemeinsam in die Zukunft zu gehen. Wir waren schon immer davon überzeugt, dass mittelständische, inhabergeführte Unternehmen wie diese beiden stärker und schlagkräftiger werden, wenn sie ihre Ressourcen bündeln. Außerdem können sie den Mitarbeitenden so eine solidere Zukunft bieten. Bauchschmerzen wiederum hatten wir dabei, unsere Kosten in dem Umfang und in der Intensität auf den Kunden umlegen zu müssen, um das langfristige Bestehen des Unternehmens zu sichern – und weiterhin als Lieferant für unsere Kunden da sein zu können.
Alles in allem blicken wir einem spannenden und von Neuerungen geprägten 2024 entgegen!
Dieser Text basiert auf dem im packREPORT (Ausgabe vom 04.12.2023) erschienenen Interview mit Roland Rex, Geschäftsführer Nachhaltige Marktorientierung bei WEIG.
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